Hilfe, welche Ausbildung soll ich bloß machen? – Hab Mut zur eigenen Entscheidungsfindung

Erfahrungsbericht von Britta Strunz – Geschäftsführerin von KRAUSE-GUSS  

Kennst Du das Gefühl? Auf Dich prasseln in der Schule, im Elternhaus und von Freunden in Zeiten der Berufsfindung eine Vielzahl von Informationen ein. Doch helfen Dir diese auch wirklich weiter oder verunsichern sie Dich eher? Eines haben Sie aber bestimmt alle gemeinsam. Sie sollen Dich in Deiner Berufsfindung unterstützen und auf den richtigen Weg führen.

Ich selber kenne das sehr gut. Als ich damals vor der Entscheidung stand welche Ausbildung ich nach meiner Schulzeit beginne, wusste ich gar nicht so richtig, was mich interessiert. Klar war mir aber, dass ich etwas Handwerkliches machen wollte, daher hatte ich mir überlegt, mich als Werkzeugmechanikerin zu bewerben. Ganz stolz präsentierte ich meinen Eltern meine Überlegung in der Hoffnung, dass sie das cool fänden. Doch weit gefehlt, es kam nicht so gut an wie ich dachte. Sie redeten mir dies sogar aus. „Das ist doch ein Männerberuf“, sagten Sie „ und willst du dich da behaupten müssen.“ Ich war enttäuscht über die Aussage und dachte mir, was nun? Das war vor ca. 25 Jahren.

Also holte ich mir Input und so bestritt ich, unter anderem, in einem Zahntechniklabor ein Praktikum. Auf Anhieb fand ich diese filigrane, abwechslungsreiche und kreative Tätigkeit sehr faszinierend. Und so viel es mir nicht schwer, mich dann tatsächlich für einen anderen, den Beruf der Zahntechnikerin, zu entschieden.

Seitdem ich eigene Kinder habe, verstehe ich das Verhalten meiner Eltern sehr gut. Sie wollten mich vor Enttäuschung bewahren und wollten nur das Beste für mich. Sie hatten ihre eigenen Erfahrungen, Ziele und Träume auf mich projiziert, was ganz normal ist. Wahrscheinlich hatten Sie damals in ihrem eigenen Unternehmen erlebt, dass Frauen in typischen Männerberufen für eine Akzeptanz unter Kollegen mehr leisten müssen und wollten mir diesen Kraftakt ersparen. Heute erwische ich mich auch manchmal dabei, dass ich meinen Kindern den einfacheren oder meinen Lösungsweg für ein Problem oder eine anstehende Entscheidung vorgebe. Aber ich weiß auch, dass sie ihren eigenen Weg gehen müssen und ihre Erfahrungen, gute wie auch schlechte, selbst durchleben müssen.

Wir sind alle Individuen, die einen eigenen Charakter, eigene Fähigkeiten, Ziele und Wünsche haben. Und diese gilt es zu erkennen und dafür zu kämpfen.

Wie kann ich mir also meiner Fähigkeiten und Wünsche bewusst werden, vor allem in der Berufswahl? Na, indem du bewusst auf die Suche gehst. Und das heißt, soviel probieren, testen, erlernen, begutachten, fragen und exprimentieren, wie es nur geht. Sammle so viele eigene Erfahrungen wie möglich, denn die kann Dir keiner mehr nehmen und außerdem bringen sie Dich in Deiner persönlichen Entwicklung extrem weiter.

Ich habe damals, unter anderem, in der 8.Klasse ein Praktikum im Krankenhaus absolviert. In dieser einen Woche habe ich ein Stück weit über den Tellerrand blicken können. Die Begegnungen mit den Menschen, Patienten sowie Krankenpfleger/innen, haben mich in meiner ehemals naiven Denkweise beeinflusst. Der Respekt gegenüber Menschen, die in diesem Beruf arbeiten, hat bis heute Bestand.

Mir wurde aber in jenen Tagen auch klar, dass ich nicht für diesen Beruf gemacht bin, da die Wahrscheinlichkeit, dass ich beim Anblick von Blut umfallen könnte, sehr groß war.

Mein Fazit deshalb: Schnuppere in so viele verschiedene Berufe wie möglich rein (auch branchenübergreifend) und hab keine Angst in den Unternehmen die Azubis, Mitarbeiter und Chefs nach Ihren „ehrlichen“ Erfahrungen zu fragen, denn fast jeder redet gern über sich und teilt seine Lebenserfahrung mit anderen. Und richtig Mut beweist du, wenn du ein wirklich „ehrliches“ Feedback von verschiedenen Menschen, mit denen Du während Deines Praktikums zu tun hattest, einforderst. Natürlich können sich da auch Einschätzungen ergeben, mit denen du nicht unbedingt rechnest und auch nicht glücklich bist. Kritikfähigkeit will auch erst erlernt werden.

Mein Weg hat irgendwann eine Abzweigung gemacht und ich bin vor 13 Jahren durch Zufall in das Unternehmen meiner Eltern eingestiegen. Wir bilden jedes Jahr einige Auszubildende aus und ich habe schon viele verschiedene Jungen und Mädchen und deren Eltern kennenlernen dürfen.

Nicht immer klappt es so wie es sich der Azubi oder wir uns wünschen. Es spielen doch sehr viele Faktoren eine Rolle. Auch das ein Azubi mal die Ausbildung abbricht oder wir ihm das ans Herz legen, da wir das Gefühl haben, dass es nicht das Richtige für ihn ist, ist schon vorgekommen. Vor solchen Situationen sind auch wir nicht gefeit.

Aber ein Weltuntergang ist so etwas in keinem Fall. Es gibt immer eine Lösung und einen anderen Ansatz. Ich bin überzeugt – jeder kann seinen richtigen Platz finden. Du musst es nur wollen.

Deshalb mein Appell an Dich:

Ergreife Eigeninitiative – du selbst hast es in der Hand deinen Traumberuf zu finden!

Wir wünschen Dir viel Ausdauer und Glück dabei.